Garden Route der Genüsse

Südafrika

Südafrika gehört nicht gerade zu jenen Ländern, die die Barwelt dominieren. Dafür drängen sich andere Namen auf. Doch der Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft vor acht Jahren besitzt einen ganz eigenen Zauber und ureigene Genüsse. Und bevor das nach einem solchen weltweiten Großereignis doch wieder in Vergessenheit gerät, erlauben wir uns eine kleine Auffrischung. Von Heinfried Tacke.


Es muss wohl an „Daktari“ liegen, dieser Vorabendserie meiner frühesten Kindheit, mit dem schielenden Löwen Clarence und der gewitzten Schimpansendame Judy. Oder an Filmen wie „Hatari“ mit dem verwegenen jungen Hardy Krüger. Ganz zu schweigen vom Schmachtstreifen „Jenseits von Afrika“. Jedenfalls erwische ich mich immer wieder, dass ich mich plötzlich in die Weite afrikanischer Wildnis träume. Und es gibt kein Land, auf das sich diese kleinen Fluchten im Alltag mehr kaprizieren als auf das Land am Kap der guten Hoffnung. Nur verwundert das wirklich?! Denn kein Land des afrikanischen Kontinents wurde je mehr geprägt von uns Europäern. Und auch kein anderes kommt unserem klimatischen Empfinden so nahe wie dieses von zwei Meeren umspülte Land. Überhaupt: Kaum eines ist so vielfältig, so bunt und so voller Reize der Natur und Landschaften wie Südafrika. Das ist schon ein Pfund.


Die Rainbow Nation
Gründe, die sich auch durch die europäische Einfärbung des Landes erklären. Den Anfang dafür machten zunächst die Holländer, die schon 1652 am Kap eine erste Versorgungsstation für ihre Handelsschiffe gen Indien errichteten. Ihre Nachfahren, die Buren, nahmen danach das Land mehr und mehr in Besitz. Ab 1800 folgten die Briten. Hugenotten fanden hier Schutz. Auch deutsche Siedler strömten. Gold- und Diamantenfunde taten ihr Übriges. Mit diesen Siedlungsströmen wurden jedoch die heimischen Buschmänner, die Sans, und die Bantus immer mehr zurückgedrängt. Mit Beginn der Apartheid bannte man sie gar ganz in Homelands oder Townships – ein alles andere als glücklicher Teil der südafrikanischen Geschichte. Doch nur so erklärt sich auch die aktuelle Rede von der „Rainbow Nation“. Sie stammt von Bischof Tutu, dem Friedensnobelpreisträger, der damit einen Ausdruck fand für den Traum eines friedlichen Vielvölker-Miteinanders nach der Apartheid. Elf offizielle Landessprachen pflegt mithin Südafrika. Zum Glück sehen sie bei den Straßenschildern von diesem Wirrwarr ab. Und Englisch ist gottlob auch die gängige Verkehrssprache. Heißt: Man kann sich hier gut verständigen, so man denn Englisch spricht.


The Big Five und koloniale Herrlichkeit
Und wenn es einen Schöpfer gibt, dann segnete er dieses Land mit Naturschönheiten in Hülle und Fülle. Allein das Kap ist botanisch gesehen von solch einem Reichtum, dass es ein eigenes Pflanzenreich darstellt, das so genannte „Cape Floral Kingdom“. Es ist das kleinste, aber dichteste von insgesamt sechs auf dem ganzen Globus. Im Nordosten wartet indessen das komplette Gegenteil: die Wüste Kalahari. Der Kruger Nationalpark im Nordwesten ist derweil schon Legende und Inbegriff weltweit für eine Safari zu den „Big Five“ Elefant, Büffel, Nashorn, Löwe und Leopard. Doch es reichen keine vier Hände, um alle Reservate in Südafrika aufzuzählen. In vielen der Parks und „Games“ bieten dazu Resorts oder Lodges Wildurlaube an, die – so viel spätrömische Dekadenz muss wohl sein – für den Reisenden kaum etwas an altkolonialer Herrlichkeit vermissen lassen.


Natur pur, schillernde Kontraste…
Allein in sechs große Regionen teilt sich das riesige Land auf. Und man sollte den Rat von Kennern befolgen, für jede von ihnen wenigstens zwei Wochen einzuplanen, um alle Reize auszukosten. Heißt: Für Südafrika reicht eigentlich kein Kurztrip. Im Westen liegt das eher karge Namaqualand mit endlosen Weiten, faszinierend bizarrer Natur und Fischerdörfern en masse für Aussteiger. Das Western Cape um Kapstadt herum bildet touristisch die größte Attraktion. Die Küste lockt mit alten Badeorten und neuen Paradiesen für Lifestyle-Surfer. Man taucht mit Delfinen, betreibt Whale Watching und turtelt beim Cage Diving mit weißen Haien. Ein Muss: die malerische Strecke zum Kap der guten Hoffnung über den Chapman‘s Peak Drive – wohl schon oft befahren und besungen. Doch das eigentliche „Nadelkap“ und damit die südlichste Spitze ist Cape Algulhas, nur unweit östlicher, doch ebenso pittoresk. Kapstadt fungiert indessen als Ausgangspunkt zu den legendären Winelands Constantia, Stellenbosch, Franschhoek und Paarl. Weiter östlich erstreckt sich das wärmere Eastern Cape. Hier locken jede Menge Badeorte mit viktorianischer Vergangenheit. Doch als wahrer Magnet erweist sich die Garden Route, schon von den Buren als Paradies auf Erden erlebt – eine Tour durch verträumte Landschaften am Aufstieg zu den Highvelds. Straußenfarmen, dazu Resorts für Elefanten, Dörfer der Xhosa und viele andere Attraktionen warten entlang der Strecke, und am verlängerten Arm dieser östlichen Küstenroute öffnen sich mit den Drakensbergen gar wahrhaft atemberaubende Bergwelten, während das halb indisch, halb britisch geprägte Durban einen currybunten Mix an Streetlife und Sommerfrische am Meer bereithält.


…und die Wiege der Menschheit
Das tiefe Binnenland drängt sich dagegen eher wirtschaftlich auf. Johannesburg ist der Big Apple Afrikas und protzendes Abbild der Reichtümer aus den Goldminen. Von „Joburg“ aus geht es meistens in den Kruger Nationalpark. Und sehr nahe liegt auch die so genannte „Wiege der Menschheit“ – eine Fundgrube der Paläontologen für den Übergang vom Affen zum Urmenschen. Aber natürlich besitzt die Stadt der Banken auch eine der weltweit höchsten Kriminalitätsraten. Weiter südlich steht unterdessen die Stadt Kimberley für die üppigsten und größten Diamantenfunde auf der Welt. Und natürlich locken hier im Glutofen und dürren Binnenpool des Landes auch noch jede Menge weitere Naturspektakel: etwa die tiefen und weiten Furchen des Blyde Rivers Canyons oder die 191 Meter hinab stürzenden Augrabies Wasserfälle des Oranje Rivers.

 

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