Bar Kultur à la carte

Auf die Frage nach einem authentischen französischen Drink antworten die meisten Menschen wohl spontan mit Pastis oder Wein. Die Wenigsten hätten wohl unmittelbar einen Cocktail im Sinn. Dennoch stammen einige der begehrtesten Cocktailzutaten aus jenem Land, das stolz den Hahn – Le Coq – als gallisches Symbol und Wahrzeichen trägt. Von Cognac über Calvados bis Champagner und Chartreuse. Werfen wir einen Blick auf jene Spezialitäten Frankreichs, welche die Bar- und Spirituosenkultur in aller Welt prägen.

 

Der Cocktail hatte es nie besonders leicht in Frankreich. 1932 veröffentlichte Ginette Mathiot ihr berühmtes Buch, das zum kulinarischen Standardwerk der Grande Nation werden sollte: „Je Sais Cuisinier“ („Ich weiß, wie man kocht“). Auf 650 Seiten schildert sie Zubereitungsarten von Gerichten, die Generationen von Hausfrauen und Köchen bis heute prägen. Über sechs Millionen Exemplare mit mittlerweile 1200 Rezepten finden bis heute in immer neuen, überarbeiteten Auflagen ihren Weg an Frankreichs Kochherde. In der Erstausgabe führt sie ihre Leser auch an die Herstellung von Likören und Digestifs heran, entpuppt sich aber als strikte Gegnerin des Cocktails und warnt ihre Leserschaft, diese mélanges von Alkohol wären „extrêment toxique“. In den Jahren zuvor hatte der amerikanische Cocktail seinen Weg über den Atlantik angetreten und auch die Franzosen (nicht alle, wie wir sehen) erlagen seiner Faszination.

 

Paris staunt – der Stahl macht’s

Im Jahre 1889, wir schreiben das einhundertste Jubiläum der Französischen Revolution, erlebt Paris eine Weltausstellung und streitet und staunt über das damals höchste Gebäude der Welt, das als Eintrittstor zu dem Gelände dient, den Eiffelturm mit seiner Stahlkonstruktion. Im selben Jahr erscheint das erste Cocktailbuch Frankreichs. „Méthode pour composer soi-même les boissons américaines, anglaise, italiennes etc.“ lautet der Titel des Büchleins von Émile Lefeuvre mit 160 Rezepten. Das Buch animiert das Tresenpersonal dazu, die stählernen Shaker zu befüllen und dem anglo-amerikanischen Trend zu folgen und die internationalen Besucher der Weltausstellung mit den entsprechenden Drinks zu begrüßen. Einheimische Produkte spielen in dem Werk nur eine Nebenrolle. Whiskey und Brandy scheinen relevanter zu sein als Cognac, Champagner und Eau-de-Vie.

 

Den Durchbruch feiert die American Bar mit ihren Cocktails dann in den 1920er-Jahren. Nach dem Elend des Weltkriegs feiert insbesondere Paris die Kunst, die Kultur und den Rausch. Von Kubismus zu Dada, begleitet von Jazz und den zahllosen Exilanten, die das vibrierende Paris bevölkerten und an die Bartresen strömten. Seien es die Geflüchteten, die dem italienischen Faschismus entrinnen wollten oder die zahlreichen Amerikaner, die der Prohibition in der Heimat den Rücken kehrten. Zu den Olympischen Sommerspielen 1924 war dann die Welt zu Gast und setzte weitere Impulse, wie sich Kultur und damit auch Kulinarik im Epizentrum Paris vermählten.

 

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