Die Chefin
Michaela Schimanko, Eden Bar, Wien

Wie Du in die Nachtgastronomie gekommen bist, dürfte ja allseits bekannt sein. Aber war Dein Weg immer vorgezeichnet?
Das war alles nicht so angedacht. Ich habe ein Jusstudium abgebrochen, also bin ich in die Gastro systematisch hineingerutscht. Nach der Matura habe ich im Familienbüro im Moulin Rouge gearbeitet. Dort haben die ersten, großen Marketing-Aktionen gestartet, was Clubbings betrifft. Wir hatten den Hasselhoff mit seinem Auto in Wien. In sowas rutscht man familiär bedingt hinein. Die Eden Bar ist die Bar schlecht hin in Wien und war Jahre lang Mittelpunkt der Wiener High Society. In der Auslage hatten wir das Instagram der 80er Jahre mit den Fotos. Da sind die Leute draußen vor den Fotos gestanden. Die Personen haben wir alle gefragt und ihnen die Wahl gelassen, ob Sie in der Auslage sein wollen oder nicht. Die Eden war immer schon ein Rückzugsort der High Society, auch wegen der nahen Oper.
Wie haben sich die Zeiten allgemein in der Barkultur in den letzten Jahrzehnten gewandelt?
Eigentlich hat sich nix geändert. Ja, ein Wandel der Zeit natürlich; heute ist eine andere Kleidung modern. Wir haben die Kleiderordnung auch gelockert und sind mit der Zeit gegangen. Wir sind weg von der Sakkopflicht, also wir haben jetzt auch Hemd oder Hauptsache langarm bei Herren. Unter Gabor Kenézy war hier Frackpflicht. Mein Vater hat die Frackpflicht dann zur Smokingpflicht umgewandelt und ein paar Jahre später zur Anzugspflicht. 2002 habe ich ihm dann medienwirksam die Krawatte abgeschnitten und seitdem haben wir keine Krawattenpflicht mehr.
Welches Konzept steht hinter der Eden Bar, wie Sie heute bekannt ist?
Livemusik hat immer einen hohen Stellenwert gehabt. Seit Tag Eins war die Musik prägend und ist das zentrale Kernthema. Das war aber immer schon so. Bei den Getränken ist es Champagner. Da liegt der Fokus. Die Familien geben das in der Familie weiter. Stammgäste kommen mit den Kindern und irgendwann kommen dann die Enkelkinder zu uns. Manche Kinder kenn ich, seitdem sie im Kinderwagen waren und heute sind sie Frau Doktor oder Herr Anwalt. Wir haben auch Taufen hier. Auch Hochzeiten, Buchpräsentationen und Geburtstage.
Was zeichnet eine gute Barchefin aus?
Dass alles, was in der Bar passiert, in der Bar bleibt. Das oberste Gebot ist Diskretion. In Zeiten von Instagram und Co ist das eh vorbei.
Was rätst Du jungen Leuten, die in die Barszene wollen?
Manche sind geboren dafür. Das muss jeder für sich wissen.
Was war Dein prägendstes Erlebnis hinter der Bar?
Da waren so viele. Sehr lustig war, als ich vom Michael Satke die Reiss-Bar übernommen hab. Der hat gesagt: „Puppi, du trinkst zu jedem Glas Sprudel ein Glas Wasser, sonst geht das nicht, glaub mir das“. Also ich habe mich daran gehalten und bin wirklich gut damit gefahren. Alles, was mir wirklich in Erinnerung geblieben ist, kann und darf ich nicht erzählen. (lacht)
Wie verbringst Du deine Freizeit?
Mit meinen Kindern in Haus und Garten, ganz banal. Wenns geht, relaxen. Ich brauch keine weiten Reisen mehr, ich habe sehr viel gesehen von der Welt. Heute ist das alles nimmer so lustig. Alleine der Zirkus, der heute beim Fliegen gemacht wird, wos die olle für an Füm drahn, das braucht eine Ewigkeit. Das macht ja heut gar keinen Spaß mehr, das Reisen. In Wahrheit ist Reisen nur mehr im Privatjet lustig. Einsteigen – Aussteigen. Mittlerweile bin ich in einem Alter, wo ich gerne daheim bin.
Was ist Dein Lieblingsgetränk?
Champagner. Ich habe schon meine Favoriten. Ich liebe Krug Champagner, das ist eine Qualität, eine ganz feine Droge.
Was sind die Pläne für die Zukunft; gibt es spannende Projekte, die uns noch erwarten?
Das nächste spannende Eden-Projekt wird eine Rooftop-Bar. Ich kann noch nicht sagen welche, aber wir arbeiten an einer Rooftop-Bar. Die Eden will ein eigenes Dach in Wien. Auch unser Merchandise wird immer mehr nachgefragt und auch hier wollen wir spannende Produkte für Liebhaber und Freunde der Bar schaffen.